Celine hat nie gelernt, stolz auf sich und ihren Körper zu sein. Sie sieht sich selbst als Frau, die funktionieren muss. Ihr Intellekt verweigert ihr zwar, die Bestätigung durch andere anzunehmen, aber paradoxerweise will sie dennoch ihrer Umgebung gefallen. Das Leben in der Enge einer deutschen Kleinstadt ist für sie schwierig und das auch noch als Alleinerziehende einer 6jährigen Tochter.

Im körperlichen Training findet sie Zugang zu sich selbst und Anerkennung vor allem bei Männern. Doch je mehr sie trainiert und Gefallen am Heben der Gewichte findet, um so mehr reagiert ihr Umfeld mit Ablehnung. Als sie offen angefeindet wird und sogar ihr Vater sie als Freak bezeichnet, trainiert sie im Verborgenen und versucht sich, in der Öffentlichkeit so unauffällig wie möglich zu bewegen. Auch ihr Kleidungsstil ist so angepasst, dass niemand ihren muskulösen Körper erahnt. Celine ist dank ihrer Genetik und Verbissenheit erfolgreich. Als Bodybuilderin nimmt sie an Wettbewerben in ganz Europa teil. Ihrer Tochter und ihren Eltern verheimlicht sie jedoch den wahren Grund ihrer Abwesenheit. Das harte Training wird für sie immer mehr zu einer Art Ventil, um die Wut und das Unverständnis, die ihr von der Umwelt entgegengebracht werden, in etwas Konstruktives umzuwandeln. Sie trainiert oft solange, bis sie vor Schmerzen weint und vor Erschöpfung nicht mehr kann. Ihre Erscheinung und in sich gekehrte, antisoziale Art im Fitnessstudio zu trainieren, kostet ihr schließlich die Mitgliedschaft.

Nach der Qualifikation zum professionellen Athleten beschließt Celine, nach Amerika zu gehen und dort Gleichgesinnte zu finden. In Los Angeles lernt sie Nicole kennen, und ein Prozess des Umdenkens beginnt. Sie beginnt, ihren Körper als Kunstwerk zu begreifen und durch Nicole lernt sie endlich, zu ihrer eigenen individuellen Weiblichkeit zu stehen. Ihr Ziel, den Titel zu gewinnen, ist jedoch nicht das, was sie sucht. Das ist ein Platz in der Welt, eine Familie, die sie als Freak unter Freaks akzeptiert. Und dafür muss sie ihre Angst vor der eigenen Größe überwinden und aufhören, sich selbst zu belügen.

Nicole kam erst spät zum Bodybuilding – mit 33. Sie ist eine Afroamerikanerin, deren Familie aus den Südstaaten stammt und als Mutter von mittlerweile vier erwachsenen Kindern war sie stark übergewichtig, hatte oft Schmerzen. Ein Arzt verschrieb ihr Medi- kamente, die die Schmerzen lindern sollten, die Nebenwirkungen stürzen sie in eine schwere Depression.

Erst als Nicole Sport verordnet bekam, fand sie einen Ausweg. Ihren Körper zu formen und selbst zu gestalten, eröffnete Nicole ganz neue Perspektiven. Sie baute nicht nur Muskeln auf und verlor mehr als 30 Kilo, sondern es verschwanden auch die Schmerzen. Sie blühte auf. Anfangs unterstütze ihre Familie sie noch und auch die Kinder fanden ihre Mutter wieder cool. Doch als Nicole immer muskulöser wurde und schließlich sogar auf Wettbewerben antrat, reagierte ihre Familie mit Unverständnis und Ablehnung, denn Nicole forderte mehr Raum für sich. Ihre Kinder wollten die neue, erstarkte Mutter nicht akzeptieren. Ihr Mann reichte die Scheidung ein, worauf Nicole ihr altes Leben verlies. Seitdem haben Nicoles Kinder ihr jeglichen Kontakt verweigert.

Nicole widmete sich jetzt ganz dem Sport. Sie gehört mittlerweile zu den ganz Großen des Bodybuildings und darauf ist sie stolz. Sie sieht sich selbst als Repräsentantin des Sports und kämpft gegen die Diskriminierung an, die ihr auch im Alltag entgegen schlägt. Nach der Trennung begann Nicole wegen nanzieller Probleme als Domina zu arbeiten. Für sie ist diese Arbeit kein Problem. Sie geht offen damit um. In ihrem Haus am Meer, hat sie sich ein kleines Studio eingerichtet, da die Arbeit in Hotelzimmern zu gefährlich wurde.

Nicole hat sich nie unterkriegen lassen und sich immer ihren unvergleichlichen Humor bewahrt, der auch in ihren Performances zur Geltung kommt und mit dem sie gegen jeden zu Felde zieht, der sie klein machen will. Selbst ihre Konkurrentinnen schätzen ihre warme und fürsorgliche Ader.