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Wes Andersons Melancholische Komödie

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Wes Andersons Melancholische Komödie

Wes Anderson ist mit seiner Art von Filmen im Mainstream Kino angekommen, obwohl man vor ein paar Jahren noch sagen konnte das seine Filme eher als Indie oder Insider- Filme galten. Der inzwischen anfang 40- jährige dreht schon seit den 90ern Filme und ist mit diesen zu einer der Galionsfiguren einer neuen Generation US- amerikanischen Filmemachern geworden, der gewissermaßen in den Fußstapfen von Filmemachern wie den Coen brothers und Jim Jarmusch tritt, die sich zwischen Independent und Mainstreamkino bewegen. Mit seinen neuen Film: „Moonrise Kingdom“ begeistert er Kritiker und Fans gleichermaßen.

Es gibt ein verbindendes Element zwischen folgenden Filmen: „Lost in Translation“ von Sofia Coppola, „Being John Malkovich“ und „Adaptation“ von Spike Jones, „Eternal sunshine of a spotless mind“ von Michel Gondry, „Garden state“ von Zach Braff, „Punch-Drunk Love“ von Paul Thomas Anderson und den Filmen von Wes Anderson. Ein melancholischer Ton und eine spezielle Art von Humor der sich durch all diese Filme zieht. Aus dieser Generation an Filmemachern heraus hat sich nicht nur eine neue Strömung des Hollywood Kinos ergeben, es ist auch eine bestimmte Entwicklung innerhalb der Filmkomödie entstanden: die Melancholische Komödie. Diese hat zwar noch einiges mit den Vorbildern des Europäischen Kinos und auch mit Vorläufern wie die von den Coen Brothers und Woody Allen gemein, schafft aber doch nochmal etwas Eigenes. Wes Anderson ist der Regisseur der wie ich finde am zentralsten mit dem Phänomen der Melancholischen Komödie orten lässt.

 


Rushmore“ aus dem Jahre 1998 könnte man als eine Art Ausgangspunkt von Wes Andersons Entwicklung zu seiner Art von Melancholischen Komödie sehen. Es ist auch der Wendepunkt von
Bill Murrays Rollenprofil. Zuvor war er eher noch in dieser Komikerrolle stark anzutreffen wie z.B. in „Ghostbusters“. Nach und nach wandelte sich sein Rollenprofil und er wurde sozusagen zu einem Paradebeispiel für eine Melancholische Figur. Die Hauptfiguren und die Themen sind in der Melancholischen Komödie ganz eng miteinander verknüpft. Der Handlungs-konstituierende Konflikt entsteht aus dem Innenleben der Figuren selbst heraus und nicht mit der Konfrontation mit der Außenwelt. Diese Filme sind ausgesprochen Charakter driven. D.h. die Handlung und die Eigenheit dieser Filme stehen und fallen mit ihren Protagonisten. Es ist nicht die Aktion oder ein bestimmtes Ziel das die Handlung vorantreibt. Es entspringt die gesamte Thematik aus den Charakteren selbst. Und diese Charaktere werden als ausgesprochene Melancholiker in Szene gesetzt. Bei diesen Figuren handelt es sich dann eher um Grübler, Zauderer und Pessimisten. Sie sind unzufrieden mit ihrer Lebenssituation und verleihen dem auch in den Filmen Ausdruck. Sie fühlen sich als Außenseiter, wollen aber aus ihrer exzentrischen Position nicht heraus. Sie hadern grundsätzlich mit der Welt und sich selbst. Z.B. wie die drei Tenenbaum- Kinder im Film von Wes Anderson(Royal Tenenbaum), die bereits als Sprösslinge keine kindliche Fröhlichkeit transportieren.

 

In seinem neuen Film „Moonrise Kingdom“ treibt Wes Anderson seine Detailverliebtheit auf die Spitze. Jede Einstellung ist wie auch in seinen vorherigen Filmen ästhetisiert und bis auf das kleinste Detail durchkomponiert, was uns als Zuschauer zu einer gewissen Distanz zwingt. Dieses Spiel mit Nähe und Distanz bestimmt in Wes Andersons Filmen das Verhältnis zwischen Zuschauern und den Figuren, aber auch das Verhältnis zwischen Zuschauern und dem Film als Medium. Gerade die Künstlichkeit der Bilder entfernt uns emotional, dennoch führt uns dieses Setting der Melancholischen Komödien zu vielen komischen Momenten. Das ist es was oft deren Komik ausmacht. Diese Künstlichkeit in der Melancholischen Komödie fordert uns aber auch gleichzeitig auf uns mit diesem Bilduniversum zu solidarisieren. Der Film sagt: „Ich bin künstlich aber du weißt das auch und deswegen wissen wir es gemeinsam.“ Wir lassen uns auf diese Künstlichkeit in dieser Welt ein um diese Filme wirklich genießen zu können. Die Filme versuchen gar nicht hinter den Oberflächen die tiefe Wahrheit oder Authentizität zu finden. Wenn wir bei Wes Anderson in seinem Film „Die Tiefseetaucher“ eine kleine graue Krabbe sehen dann ist das klar dass das eine Attrappe ist und es versucht gar nicht mehr zu sein.

-Quelle: Filmwissenschaftlerin Katja Hettich | Filmforum NRW